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How-to: Doppelte Wesentlichkeit leicht erklärt

Ab 2025 müssen Unternehmen in der EU gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ausführlich über ihre Geschäftsaktivitäten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung berichten – und das rückwirkend für das Geschäftsjahr 2024. Wer sich nicht daran hält, riskiert Sanktionen.

Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) geben detailliert vor, welche Offenlegungspflichten erfüllt werden müssen. Ein zentrales Element der ESRS ist die doppelte Wesentlichkeit, auch als doppelte Materialität bekannt. Diese Methode hilft Unternehmen dabei, wichtige Nachhaltigkeitsthemen zu erkennen und bildet die Basis für das CSRD-Reporting.

Welche Unternehmen von der doppelten Wesentlichkeit betroffen sind

Die CSRD macht die Nachhaltigkeitsberichterstattung für alle Unternehmen zur Pflicht, die an einem EU-regulierten Markt notiert sind und mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllen:

  • Bilanzsumme über 25 Millionen Euro,
  • Nettoumsatzerlöse über 50 Millionen Euro,
  • mehr als 250 Beschäftigte.

Auch nicht in der EU ansässige Unternehmen unterliegen der CSRD, wenn sie EU-Tochtergesellschaften haben, die börsennotierte KMUs oder große Unternehmen sind, oder wenn sie auf konsolidierter Ebene mehr als 150 Millionen Euro Nettoumsatz erzielen. Drittlandsunternehmen mit Zweigniederlassungen in der EU sind ebenfalls berichtspflichtig, wenn sie bestimmte Umsatz- und Einnahmegrenzen überschreiten. Insgesamt betrifft dies rund 15.000 Unternehmen in Deutschland und etwa 50.000 in der gesamten EU.

Ausgenommen sind Kleinstunternehmen und nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen.

Doppelte Wesentlichkeit: So identifizieren Unternehmen relevante ESG-Themen für ihre Berichte

Wie bei der finanziellen Berichterstattung sollten sich Nachhaltigkeitsberichte auf relevante Informationen konzentrieren, die für die Leserinnen und Leser, Investorinnen und Investoren sowie die Öffentlichkeit wichtig sind. 

Da die Nachhaltigkeit verschiedene ESG-Aspekte (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) umfasst, stehen Unternehmen vor der Herausforderung zu identifizieren, welche Themen wirklich wesentlich sind. In der Vergangenheit wurde daher geprüft, welche Nachhaltigkeitsthemen finanzielle Risiken für das Unternehmen haben können und dadurch für einen nicht finanziellen Bericht wichtig sind. Für die CSRD hat sich dies geändert. Es wird aus zwei Perspektiven geprüft, welche Nachhaltigkeitsthemen berichtspflichtig sind: Die doppelte Wesentlichkeit. 

Wie die CSRD doppelte Wesentlichkeit definiert: Inside-Out und Outside-In

Die doppelte Wesentlichkeit führt eine neue Denkweise in die Berichterstattung ein. Die Wesentlichkeit von Nachhaltigkeitsaspekten wird aus verschiedenen Blickpunkten betrachtet:

  • Die "Inside-Out"-Perspektive, auch "Impact Materiality" genannt, betrachtet die Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf Menschen, Umwelt und die Gesellschaft. Dabei werden sowohl die positiven Faktoren als auch die negativen Auswirkungen betrachtet. Einen positiven Impact stellt beispielsweise der Schutz der Biodiversität dar, einen negativen der Wasserverbrauch oder die Emissionen des Unternehmens.
  • Die "Outside-In"-Perspektive, auch "Financial Materiality" genannt, betrachtet den Einfluss von Nachhaltigkeitsfaktoren, wie beispielsweise dem Klimawandel oder der Ressourcenknappheit, auf den Unternehmenserfolg und den zukünftigen Cashflow.

Ein Thema ist wichtig, wenn es finanzielle Risiken oder Chancen für das Unternehmen birgt. Ebenso, wenn es große Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft hat. Damit wird es bereits berichtspflichtig, wenn es aus einer der beiden Perspektiven als wesentlich eingestuft wird. 

So identifizieren Unternehmen relevante Themen für die doppelte Wesentlichkeit

Um festzustellen, welche Themen für Unternehmen wesentlich sind, muss eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt werden. Dieser Prozess erfordert eine gute Vorbereitung und die Einbindung des Unternehmensmanagements.

Die doppelte Wesentlichkeitsmatrix unterteilt in Environmental, Social, Governance
Matrix: Doppelte Wesentlichkeit

Zu Beginn sollten Unternehmen überlegen, welche Nachhaltigkeitsaspekte potenziell wichtig sein könnten. Dabei ist es hilfreich, sich an einschlägigen Standards und Rahmenwerken zu orientieren, wie den ESRS-Standards. Unternehmen sollten auch ihre Lieferkette betrachten, da Nachhaltigkeitsthemen dort ebenfalls relevant sein können.

Um die wesentlichen Themen zu identifizieren, sollten Unternehmen die Perspektive ihrer Interessengruppen einbeziehen. Das können zum Beispiel

  • Lieferanten
  • Kundinnen und Kunden
  • die Mitarbeitenden
  • sowie andere betroffene Gruppen sein.

Sicher und transparent: So gelingt die Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit

Der Prozess der doppelten Wesentlichkeit ist im besten Fall transparent. Unternehmen sollten offenlegen, wie genau sie die Analyse durchgeführt haben. Eine Veröffentlichung im Lagebericht ist ohnehin verpflichtend, woraus auch die Prüfung durch Wirtschaftsprüfer resultiert. Um Fehler zu vermeiden ist es ratsam, die Wesentlichkeitsanalyse von spezialisierten Beratungsunternehmen begleiten zu lassen.

Doppelte Wesentlichkeit: Wie oft muss sie durchgeführt werden?

Um CSRD-konform zu handeln, sollte die doppelte Wesentlichkeit jedes Jahr neu durchgeführt werden. So kann die Aktualität der relevanten Themen sichergestellt und zeitgleich darüber berichtet werden.

Softwarelösungen wie die ESG-Management Plattform von Planted unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit nach ESRS. Das Verwenden einer solchen Plattform bringt zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Massive Zeitersparnis durch automatisierte Prozesse
  • Zentralisierte Datenablage
  • Vereinfachte team- oder standortübergreifende Zusammenarbeit
  • Enge Zusammenarbeit mit einem CSRD-Expertenteam

Mehr als Compliance: Der Mehrwert der doppelten Wesentlichkeit

Die doppelte Wesentlichkeit hilft Unternehmen, wichtige Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und ihre Ressourcen effizienter einzusetzen. Sie trägt dazu bei, die Erwartungen der Stakeholder zu erfüllen und das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken. Außerdem ermöglicht sie die Identifizierung und Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen. Dies ist vor allem für die Veröffentlichung des Nachhaltigkeitsberichts im Lageberichtentscheidend, was durch die CSRD neu und verpflichtend ist.

Eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchzuführen kann kompliziert sein, aber es lohnt sich. Sie erfüllt nicht nur gesetzliche Anforderungen, sondern liefert auch wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie. Zudem profitieren Unternehmen davon, da der Lagebericht im Finanzmarkt entscheidend für Investitionen und Kredite ist.

Die doppelte Wesentlichkeit einfach realisieren

Mit Planted unterstützen wir Ihr Unternehmen bei der der doppelten Wesentlichkeit. Unser Softwarelösung wurde in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern entwickelt und ermöglicht Ihnen die KI-gestützte Umsetzung der Wesentlichkeitsanalyse.

Screen aus der Planted Software, der die doppelte Wesentlichkeit zeigt
Die doppelte Wesentlichkeit in der Planted Software

In einem Workshop erarbeitet unser Expertenteam mit Ihrem Unternehmen die doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Alle Daten werden zentralisiert und standortübergreifend in unserer Softwarelösung erfasst. Bereits umgesetzte Maßnahmen wie die CO₂-Bilanzierung oder Reduktionsmaßnahmen werden dabei berücksichtigt. 

Sie möchten ESG-Management-Plattform zur Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit unverbindlich kennenlernen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf oder buchen eine kostenlose Demo.

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How-to: Doppelte Wesentlichkeit nach ESRS leicht erklärt