ESG-Richtlinien

Die wichtigsten Standards im Überblick

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, eine Fülle von ESG-Richtlinien zu bewältigen, die ihren Umgang mit Nachhaltigkeit bestimmen. Ob CSRD, ESRS, ISO-Normen oder die EU-Taxonomie – die Vielfalt ist groß. Wir stellen Ihnen die essenziellen ESG-Richtlinien vor, die für Ihr Unternehmen entscheidend sind. Was sind die Unterschiede und wieso sind die ESG-Richtlinien für Unternehmen so wichtig?

Europäische Flagge

Warum gibt es so viele ESG-Richtlinien?

Die zahlreichen ESG-Richtlinien sind das Resultat politischer Bemühungen, nachhaltiges Wirtschaften zu fördern. Der politische Druck stieg mit der EU-Strategie für nachhaltiges Wachstum, die darauf abzielt, nachhaltige Finanzpraktiken zu etablieren und Investitionen in grüne Technologien zu lenken. Der Europäische Green Deal von 2019, der Europa bis 2050 klimaneutral machen soll, verstärkte die Notwendigkeit klarer und verbindlicher ESG-Richtlinien.

Ziel der ESG-Richtlinien ist es, Unternehmen strategisch und operativ dabei zu unterstützen, Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsstrategie zu integrieren.

Alles auf einen Blick: Die wichtigsten ESG-Richtlinien und ihre Unterschiede

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist die größte europäische Reform der nicht-finanziellen Berichterstattung und ersetzt die Non-Financial Reporting Directive (NFRD).

Diese ESG-Richtlinie schafft einen einheitlichen Rahmen für die Berichterstattung von Nachhaltigkeitsdaten und ist künftig ein verpflichtender Teil des Lageberichts. Wie der Finanzbericht muss der Nachhaltigkeitsbericht von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden.

Die CSRD betrifft Unternehmen, die zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen:

Bilanzsumme von > 25 Millionen Euro
Nettoumsatzerlöse von > 50 Millionen Euro
Mehr als 250 Beschäftigte

Die CSRD gilt:

ab dem Geschäftsjahr 2024 für große Unternehmen, die bereits der NFRD unterliegen
ab 2025 für andere große Unternehmen
ab 2026 für kleine und mittelgroße börsennotierte Unternehmen.

Auch nicht berichtspflichtige KMUs können indirekt von dieser ESG-Richtlinie betroffen sein, wenn sie Informationen an berichtspflichtige Geschäftspartner liefern müssen.

In Deutschland sind Schätzungen zu Folge 15.000 Unternehmen betroffen, europaweit ca. 50.000 berichtspflichtige Unternehmen. Damit wird die CSRD zu einer der wichtigsen ESG-Richtlinien der aktuellen Zeit.

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Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS)

Die ESG-Richtlinie der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) definiert die genauen Anforderungen der CSRD für die Berichterstattung in den Bereichen Environment-, Social- und Governance (ESG, deutsch: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung). Ziel ist es, eine einheitliche und transparente Berichterstattung für Unternehmen zu gewährleisten.

Die ESRS wurden von der European Financial Advisory Group (EFRAG) entwickelt und mit Empfehlungen der Global Reporting Initiative (GRI) und der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) abgestimmt. Damit soll sichergestellt werden, dass eine hohe Kompatibilität zwischen des ESRS und anderen internationalen ESG-Richtlinien gegeben ist.

Die Berichtsstandards wurden in mehreren Phasen entwickelt und verabschiedet:

Set 1: Umfasst zwölf Berichtsstandards, zehn davon in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance sowie zwei mit allgemeinen Anforderungen. Die Standards wurden am 31. Juli 2023 verabschiedet und sind 2024 in Kraft getreten.
Set 2: Beinhaltet vereinfachte Berichtsstandards für börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen sowie mögliche Erweiterungen für Set 1.
Set 3: Enthält branchenbezogene Berichtsstandards und Standards für Unternehmen aus Drittländern. Die Veröffentlichung soll bis zum 30. Juni 2026 erfolgen.

CSRD und ESRS im Verhältnis zu anderen ESG-Richtlinien

Infografik CSRD und ESRS im Verhältnis zu anderen ESG Richtlinien

Die EU-Taxonomie

Die EU-Taxonomie ist ein umfassendes Klassifizierungssystem, das verbindliche Standards für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten festlegt. Diese ESG-Richtlinie definiert klare Regeln und Rahmenbedingungen, wann Unternehmen als nachhaltig oder umweltfreundlich gelten. Im Fokus stehen sechs Umweltziele:

Klimaschutz

Anpassung an den Klimawandel

Nachhaltiger Einsatz und Gebrauch von Wasser oder Meeresressourcen

Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft

Vorbeugung oder Kontrolle von Umweltverschmutzung

Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen

Das Ziel dieser ESG-Richtline ist es, eine einheitliche Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen zu schaffen. Zudem sollen nachhaltige Aktivitäten vergleichbar gemacht werden. Um als nachhaltig im Sinne der Taxonomie zu gelten, müssen Unternehmen zu mindestens einem der festgelegten Umweltziele beitragen, vorgegebene Mindeststandards einhalten und gegen keins der Umweltziele verstoßen.

Für ein nachhaltiges Finanzwesen müssen Unternehmen offenlegen, wie ihre Umsätze, operativen Ausgaben (OpEx) und Investitionsausgaben (CapEx) diesen Kriterien der ESG-Richtlinie entsprechen.

Seit dem 1. Januar 2022 gilt die Taxonomie-Verordnung für große Unternehmen (> 500 Mitarbeitende), die unter die NFRD fallen, als auch für Unternehmen, die Finanzprodukte in der EU verkaufen. Seit 2022 findet die Richtline Anwendung in den Umweltzielen Klimaschutz und Anpassung an den Klimaschutz. Ab dem 1. Januar 2023 ist die Berichterstattung auch für die restlichen vier Umweltziele verpflichtend.

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) gehört zu den ESG-Richtlinien der EU und wurde im Sommer 2024 verabschiedet. Die CSDDD verpflichtet EU-weit große europäische und ausländische Unternehmen sowie bestimmte KMUs, Menschenrechte und Umweltstandards entlang ihrer gesamten Liefer- und Wertschöpfungskette zu beachten. Damit wird erstmals europaweit eine einheitliche Regelung geschaffen.

CSDDD Logo

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) gehört zu den ESG-Richtlinien aus Deutschland und verpflichtet Unternehmen, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten zu erfüllen. Anhand dieser Richtlinie müssen die Unternehmen Risiken analysieren, Maßnahmen zur Prävention und Abhilfe ergreifen und regelmäßig darüber berichten.

Die CSDDD baut konzeptionell auf dem LkSG auf, erweitert die deutsche ESG-Richtlinie jedoch im Bereich der umweltbezogenen Sorgfaltspflichten. Unternehmen sind dazu verpflichtet, einen Plan zur Reduktion ihres Einflusses auf den Klimawandel aufzustellen und umzusetzen. Damit soll sichergestellt werden, dass das Geschäftsmodell und die Strategie im Einklang mit dem 1,5 Grad-Ziel stehen – gemäß den Pariser Klimazielen und dem europäischen Klimaneutralitätsziel.


ISO Logo

Die ISO-Normen

ISO-Normen sind internationale ESG-Richtlinien, die Best Practices und Anforderungen in verschiedenen Bereichen festlegen. Eine wichtige Norm für Nachhaltigkeit ist die ISO 14001, die Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem definiert. Sie hilft Unternehmen, ihre Umweltleistung zu verbessern, gesetzliche Vorgaben einzuhalten und ökologische Ziele zu erreichen.

Weitere wichtige ISO-Normen in Bezug auf Nachhaltigkeit sind:

DIN ISO 26000 zur gesellschaftlichen Verantwortung
ISO 45001 zum Arbeitsschutzmanagement
ISO 20400 für die Verantwortung in Lieferketten
SA 8000 als Standard für Menschenrechte an Arbeitsplatz und Lieferkette
ISO 50001 zum Aufbaue eines systematischen Energiemanagemens

Diese freiwilligen ESG-Richtlinien in Form von Normen gelten für jede Organisation, unabhängig von Größe oder Branche, und können durch Marktanforderungen oder regulatorische Vorgaben indirekt verpflichtend werden.

Das Greenhouse Gas Protocol (GHG)

Das Greenhouse Gas Protocol (GHG) ist der weltweit am häufigsten verwendete Standard zur Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Ursprünglich wurde diese ESG-Richtlinie allein für Unternehmen aufgesetzt. Mittlerweile wird das GHG Protocol jedoch auch von Städten und Ländern genutzt.

Das GHG Protocol ist aus einer Partnerschaft zwischen dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung (WBCSD) und dem Weltressourcen-Institut (WRI) entstanden. Erstmals veröffentlicht wurde diese ESG-Richtlinie im Jahr 2001.

Das GHG Protocol bietet umfassende Leitlinien zur Erstellung einer vollständigen und genauen Treibhausgasbilanz, die direkte (Scope 1) und indirekte Emissionen (Scope 2 und 3) umfasst. Damit deckt die ESG-Richtlinie nicht nur die Treibhausemissionen ab, die der jeweiligen Organisation direkt zuzuordnen sind, sondern die gesamte Wertschöpfungskette.


Infografik GHG Protokoll

Abb.: Übersicht über die verschiedenen Kategorien der CO2-Emissionen gemäß GHG Protokoll über die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet.

Die Global Reporting Initiative (GRI)

Die Global Reporting Initiative (GRI) sind weltweit anerkannte ESG-Richtlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie bieten einen einheitlichen Rahmen für Unternehmen, um ihre ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen zu messen und offenzulegen.

Die GRI Standards bestehen aus 120 Offenlegungspunkten, sind modular aufgebaut und umfassen die universellen Standards, Sektorstandards und die Themenstandards:

Die Universalstandards umfassen Themen wie die Strategie, Management und Governance
Die Branchenstandards haben das Ziel, die Vollständigkeit, Konsistenz und Qualität der Berichterstattung zu verbessern
Die Themenstandards beinhalten Angaben zu Themen wie Klimawandel, Sicherheit am Arbeitsplatz, Abfall, Menschenechte oder Korruption

Die ESG-Richtlinie ist für alle Branchen anwendbar. Der Bericht kann intern genutzt werden, um strategische Entscheidungen zu treffen, bestehende Strategien zu überarbeiten und Richtlinien zu prüfen. Extern ermöglicht die GRI Stakeholdern, finanzielle Herausforderungen und die Unternehmensleistung zu bewerten.

ESG-Richtlinien – die besten Ratgeber und Guides

Vorschaubild Ratgeber zur Umsetzung der ESRS

How-to: ESRS-Standards leicht gemacht

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Vorschaubild Infosheet CSRD

Infosheet: Kompaktes Wissen zur CSRD

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Anleitung zur Reportingrichtlinie CSRD

How-to: CSRD inklusive doppelter Wesentlichkeit

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FAQ zu allen relevanten ESG-Richtlinien

Was sind ESG-Richtlinien?

ESG-Richtlinien sind Rahmenwerke oder Vorschriften, die Unternehmen dabei helfen, ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken zu messen, zu berichten und zu verbessern. Ziel ist es, nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften zu fördern. Zudem soll das Engagement von Unternehmen transparent und vergleichbar gemacht werden.

Was sind die wichtigsten ESG-Richtlinien?

Zu den wichtgsten ESG-Richtlinien gehören:

  • Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
  • European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
  • EU-Taxonomie
  • Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)
  • GHG Protocol
  • GRI Standards

Welche ESG-Richtlinien sind aus Deutschland, welche ESG-Richtlinien gelten in der EU?

Als ESG-Richtlinie in Deutschland gilt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Zentrale ESG-Richtlinien der EU sind die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und die EU-Taxonomie. Diese ESG-Richtlinien setzen Standards für nachhaltiges Wirtschaften und verpflichten Unternehmen zur Einhaltung und Berichterstattung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken.

Sind alle ESG-Richtlinien für mein Unternehmen verpflichtend?

Nicht alle ESG-Richtlinien sind für jedes Unternehmen verpflichtend. Die Verpflichtung hängt von Faktoren wie der Größe des Unternehmens, seiner Branche und seinem geografischen Standort ab. Einige ESG-Richtlinien wie die CSRD und LkSG gelten für bestimmte große Unternehmen, während andere freiwillig sind, aber durch Marktanforderungen indirekt verpflichtend werden können.

Was ist die ESG-Verordnung?

Die ESG-Verordnung ist keine spezifische Richtlinie. Der Begriff bezieht sich allgemein auf verschiedene regulatorische Rahmenwerke und Standards, die die ESG-Kriterien und die Berichterstattung betreffen. Beispiele sind die auf dieser Seite genannten ESG-Richtlinien, wie die CSRD, ESRS und die EU-Taxonomie.

Wann ist ein Unternehmen ESG-konform?

Ein Unternehmen ist ESG-konform, wen es die relevanten ESG-Richtlinien und -Standards einhält. Dazu zählt auch die Umsetzung der ESG-Kriterien, gesetzliche Vorgaben und die Umsetzung nachhaltiger Geschäftsstrategien.