Glossar

Was ist das GHG-Protokoll?

Das Greenhouse Gas Protocol (auch GHG Protokoll oder Treibhausgasprotokoll) ist der weltweit am häufigsten verbreitete Standard zur Bilanzierung der Treibhausgasemissionen. Mithilfe der Standards können Unternehmen, Regierungen, andere Organisationen und öffentliche Einrichtungen ihre Emissionen transparent berechnen. 

Das GHG-Protokoll wurde in den 1990ern als einheitlicher Rahmen für die Berichterstattung über Treibhausgasemissionen gegründet. Entwickelt wurde der Standard durch eine Partnerschaft zwischen dem World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Seit der Erstveröffentlichung im Jahr 2001 dient es als Grundlage für zahlreiche Reportingstandards weltweit und setzt ein klares Framework zur Messung von Emissionen, um Klimaschutzziele effektiv zu verfolgen und zu erreichen.

Die Standards des GHG-Protokolls

Insgesamt unterscheidet das GHG-Protokoll in sieben Standards, die die Rahmenbedingungen und Richtlinien auf bestimmte Bereiche zuschneiden. Diese Standards formulieren wichtige Faktoren für die Erstellung von CO2-Bilanzen, die sich je nach dem Aufgabenfeld der Unternehmen, Organisationen oder Institutionen unterscheiden. So benötigen Städte beispielsweise eine andere Umsetzung des GHG-Protokolls als Länder oder Unternehmen. 

  1. GHG Protocol Corporate Standard (Unternehmensstandard)Der GHG Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard bietet Anforderungen und Leitlinien für Unternehmen sowie andere Organisationen wie NGOs, Regierungsbehörden und Universitäten, die eine Treibhausgasbilanz auf Unternehmensebene erstellen. Der Standard umfasst die Bilanzierung und Berichterstattung von sieben Treibhausgasen, die im Kyoto-Protokoll festgelegt sind – darunter Kohlenstoffdioxid (CO₂), Methan (CH₄) und Distickstoffoxid (N₂O). 2015 wurde der Standard mit der Scope-2-Leitlinie aktualisiert, die es Unternehmen ermöglicht, Emissionen aus zugekaufter Elektrizität, Dampf, Wärme und Kälte glaubwürdig zu messen und zu berichten.Corporate Value Chain (Scope 3) Standard (Lieferkettenstandard)Der Corporate Value Chain (Scope 3) Standard ermöglicht es Unternehmen, die Emissionen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu bewerten und gezielt Reduktionsmaßnahmen zu identifizieren. Der Standard bietet Unternehmen die Grundlage, um ihre indirekten Emissionen besser zu verstehen und Aktivitäten zur Emissionssenkung zu priorisieren.
  1. Corporate Value Chain (Scope 3) Standard (Lieferkettenstandard)
    Der Corporate Value Chain (Scope 3) Standard ermöglicht es Unternehmen, die Emissionen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu bewerten und gezielt Reduktionsmaßnahmen zu identifizieren. Der Standard bietet Unternehmen die Grundlage, um ihre indirekten Emissionen besser zu verstehen und Aktivitäten zur Emissionssenkung zu priorisieren.

  2. GHG Protocol for Cities (Städte)
    Das Global Protocol for Community-Scale Greenhouse Gas Emission Inventories (GPC) bietet ein Rahmenwerk zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen in Städten, die für 75 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich sind. Um das Potenzial zur Emissionsreduzierung zu nutzen, müssen Städte ihre Emissionen messen und gezielt angehen. Das GHG Protocol stellt hierfür die notwendigen Standards und Tools bereit, um Emissionen zu erfassen, Strategien zu entwickeln, Ziele zu setzen und Fortschritte zu überwachen.

  3. Mitigation Goal Standard (Mitigationsziele)
    Der GHG Protocol Mitigation Goal Standard bietet Leitlinien zur Entwicklung von nationalen und regionalen Minderungszielen und stellt einen standardisierten Ansatz zur Bewertung und Berichterstattung des Fortschritts bei der Zielerreichung bereit. Er unterstützt Regierungen dabei, Emissionsminderungsziele zu setzen, nationale und internationale Berichtspflichten – wie die an die UNFCCC – zu erfüllen und sicherzustellen, dass die Maßnahmen zur Emissionsreduktion ihre angestrebten Ergebnisse erzielen.

  4. Product Life Cycle Standard (Produkt-Lebenszyklus)
    Der Product Standard ermöglicht es, die gesamten Lebenszyklus-Emissionen eines Produkts zu verstehen und sich auf die größten Möglichkeiten zur Reduktion von Treibhausgasen zu konzentrieren. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu nachhaltigeren Produkten. Der Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard hilft, die Emissionen im gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu bewerten und gezielte Maßnahmen zur Reduzierung zu ergreifen.
  5. Policy and Action Standard (Politik und Handlungsmaßnahmen)
    Der GHG Protocol Policy and Action Standard bietet einen standardisierten Ansatz zur Schätzung der Treibhausgasauswirkungen von politischen Maßnahmen und Aktionen. Analysten auf nationaler und lokaler Ebene können damit die Emissionseffekte spezifischer Maßnahmen bewerten, um deren Wirksamkeit zu verbessern und Ressourcen gezielt für die besten Ergebnisse einzusetzen.
  6. Project Protocol
    Das GHG Protocol for Project Accounting ist das umfassendste und politisch neutrale Instrument zur Quantifizierung der Treibhausgasvorteile von Klimaschutzprojekten. Es bietet spezifische Prinzipien, Konzepte und Methoden zur Berechnung und Berichterstattung von Treibhausgasminderungen, also der Reduktion von Emissionen oder der Erhöhung von Speicherung und Entnahme durch Klimaschutzprojekte.

Mithilfe dieser Standards können Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen spezifisch kalkulieren und ihre umfangreichen Ziele in Bezug auf das Nachhaltigkeitsengagement verfolgen. Zusätzlich bietet das GHG Protokoll weiterführende Unterstützung für die Implementierung der Standards durch die Bereitstellung von Richtlinien. Die abgedeckten Bereiche umfassen:

Die Grundsätze des GHG-Protokolls

Ähnlich wie in der Finanzbuchhaltung sollen allgemein anerkannte Grundsätze des GHG-Protokolls die Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen leiten. Diese Prinzipien dienen als Grundlage, um sicherzustellen, dass die gemeldeten Informationen eine genaue und faire Darstellung der Emissionen eines Unternehmens bieten. 

Im Folgenden werden diese grundlegenden Leitlinien detailliert erläutert:

  • Relevanz: Das Prinzip der Relevanz stellt sicher, dass die erfassten Emissionsdaten relevant sind und den Entscheidungsträgern innerhalb der Organisation ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
  • Vollständigkeit: Gemäß der Vollständigkeit müssen alle wesentlichen Treibhausgasemissionen innerhalb der festgelegten Systemgrenzen berücksichtigt und erfasst werden, damit darüber ausführlich berichtet werden kann. 
  • Konsistenz: Das Prinzip der Konsistenz erfordert, dass Organisationen ihre Emissionsdaten einheitlich erfassen und berichten, die über die Zeit hinweg konsistent ist. So kann eine verlässliche Basis für den Vergleich von Daten über verschiedene Berichtsperioden hinweg geschaffen werden.
  • Transparenz: Die Transparenz erfordert, dass ein nachvollziehbarer Prüfpfad vorhanden ist und alle Fragen klar und konsistent beantwortet werden. Dabei müssen alle relevanten Annahmen offengelegt sowie die verwendeten Berechnungsmethoden und Datenquellen angegeben werden.
  • Genauigkeit: Das Prinzip der Genauigkeit zielt darauf ab, dass die Quantifizierung der Treibhausgasemissionen so exakt wie möglich erfolgt. So können Fehleinschätzungen vermieden und Stakeholdern zuverlässige Informationen für ihre Entscheidungen bereitgestellt werden.

GHG-Protokoll: Scope 1, 2, 3-Emissionen

Zur Berechnung der unternehmensbezogenen Emissionen erfasst das GHG-Protokoll sowohl direkte Emissionen, die innerhalb des Unternehmens entstehen, als auch indirekte Emissionen, die in der Lieferkette oder durch Mitarbeitende verursacht werden. Das Greenhouse Gas Protocol teilt die Treibhausgasemissionen dafür in Scope 1, 2 und 3 ein:

  • Scope 1 umfasst die direkten Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen. Beispiele für die Scope 1-Emissionen sind die Emissionen der Firmenfahrzeuge, Klimaanlagen oder unternehmenseigene, fossil betriebene Kraftwerke.
  • Scope 2 bezieht sich auf die indirekten Emissionen aus der Beschaffung von Strom, Wärme oder Kälte über ein Versorgungsunternehmen. 
  • Scope 3 erfasst alle weiteren indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen: sowohl in der vor- als auch in der nachgelagerten Lieferkette. Beispiele für die Scope 3-Emissionen sind das Pendeln der Mitarbeitenden, Investitionen oder eingekaufte Waren und Dienstleistungen.
Übersicht über die verschiedenen Kategorien der CO2-Emissionen gemäß des GHG-Protokolls

Während Scope 1 und 2 verpflichtend sind, ist Scope 3 noch größtenteils freiwillig. Unternehmen, die im GHG Protocol über Scope 1, 2, 3 berichten, profitieren jedoch von Wettbewerbsvorteilen und sind für die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorbereitet. Neben der Berechnung der Treibhausgasemissionen soll das GHG-Protokoll künftig auch einheitliche Rahmenbedingungen zur Dekarbonisierung der Emissionen bereitstellen. 

Wieso ist das GHG Protocol für Unternehmen wichtig?

Das GHG-Protokoll ist ein weltweit anerkannter Standard zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Es hilft Unternehmen, ihre Emissionen systematisch zu messen, zu steuern und einen Plan zur Einhaltung der Klimaziele zu entwickeln. Zudem unterstützt es die Transparenz gegenüber den Stakeholdern und ermöglicht die Vergleichbarkeit der Emissionsdaten – im eigenen Unternehmen als auch gegenüber Wettbewerbern. Durch die Einhaltung des GHG-Protokolls erfüllen Unternehmen regulatorische Anforderungen, wie die CSRD, und stärken ihre nachhaltige Positionierung.

Wie helfen Softwarelösungen bei der Umsetzung des GHG Protokolls?

Softwarelösungen vereinfachen die Erfassung und Berechnung von Treibhausgasemissionen nach den Vorgaben des GHG-Protokolls. Sie automatisieren die Datensammlung, ermöglichen eine lückenlose Nachverfolgung und stellen sicher, dass alle relevanten Emissionsquellen korrekt erfasst werden. Zudem bieten sie klare Berichtsformate konform mit der CSRD und helfen, den Prüfpfad für Audits transparent zu gestalten. Durch die Integration mit externen Datenquellen wird die Genauigkeit der Berichterstattung verbessert.

Abbildung der CO2-Bilanz Rechner-Software von Planted
CO2-Bilanz Rechner von Planted

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