Umweltschutz

Reisen in Zeiten des Klimawandels


Die Gesellschaft hingegen wäre laut einer Studie des Deutschen Reiseverbandes (DRV) bereit, umweltfreundlicher zu reisen. 62 Prozent geben an, klimafreundliches Reisen als wichtig zu empfinden. Fast die Hälfte (42 Prozent) wäre sogar bereit, für die Flugreise einen höheren Preis zu zahlen, wenn die CO₂-Emissionen kompensiert würden. 42 Prozent würden eine längere An- und Abreise in Kauf nehmen.

5 Tipps für klimafreundliches Reisen

Wie also Klimaschutz in das eigene Reiseverhalten und Business Trips integrieren? Dass die Politik handeln und die Rahmenbedingungen schaffen muss, ist klar. Eine Kerosinsteuer, die CO₂-Abgabe oder Ausbau des Bahnnetzes stehen auf der To Do unserer Politiker*innen. Doch auch Arbeitgeber*innen, Arbeitnehmer*innen und Privatpersonen können zu klimafreundlichem Reisen beitragen.

1. Nachhaltig reisen mit Bus, Bahn oder Fahrrad

Wie nachhaltig eine Reise ist, entscheidet sich fast allein durch die Wahl der Verkehrsmittel. 75 Prozent aller Emissionen werden bei der An- und Abreise verursacht. Insbesondere das Flugzeug setzt dem Klima deutlich zu: Allein eine einzige Flugreise kann mehr CO₂ ausstoßen, als der durchschnittliche Fußabdruck einer Person in Deutschland pro Jahr verursacht.

Der Fernlinienbus ist das ökologischste Verkehrsmittel, direkt gefolgt von der Bahn. Für längere Strecken ist hinsichtlich Klimaschutz daher die Reise mit Bus oder Bahn zu empfehlen - vor allem, was Reisen in Europa betrifft. Die Anfahrt mit dem Auto ist in Bezug auf die CO₂-Emissionen etwa um das Fünffache höher, wobei hier die Anzahl der Personen im Auto zu berücksichtigen ist.

Für Business Trips kann gerade für Reisen innerhalb Deutschlands der Zug dem Flug vorgezogen werden. Wird die Anfahrt sowie die Zeit am Flughafen in die Flugdauer eingerechnet, ist der Zeitunterschied nicht sehr groß. Sollte sich eine Zugverbindung doch mal nicht lohnen, kann den Mitarbeiter*innen ein Firmenwagen oder ein Share-Wagen zur Verfügung gestellt werden - am besten elektrisch.

2. Nachhaltige Unterkünfte

Direkt nach der An- und Abreise folgt die Auswahl der Unterkunft, die 21 Prozent der CO₂-Emissionen im Tourismus ausmacht. Anstelle riesiger Hotelketten sollten hier kleine und privat geführte Hotels oder Pensionen bevorzugt werden. Eine Ferienwohnung ist generell umweltfreundlicher als ein Hotel. Hier wird an der täglichen Reinigung, dem Wechseln der Handtücher gespart und die Gäste können sich selbst versorgen: Mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln.

Darüber hinaus gibt es aber auch nachhaltige Unterkünfte, die direkt gebucht werden können. Für Businessreisen kann bei der Hotelbuchung auf Unterkünfte mit Zertifizierungen und Labels achten.

3. Klima-Tipps für den Urlaubsort
Planted Ehrenamtliche Uta Nabert auf ihrer Reise durch Neuseeland

Im Urlaubsort selbst ist es am umweltfreundlichsten, die Gegend zu Fuß, per Rad oder ÖPNV zu erkunden. Auch Carsharing ist eine Möglichkeit, um weit entferntere Orte zu erkunden. Einige Unterkünfte verleihen auch E-Bikes oder Fahrräder und Urlaubsorte vermitteln günstige Mobilitätsangebote wie Mietwagen oder Carsharing. Das gleiche gilt für die Anfahrt zu Business-Meetings.

Ansonsten gilt das gleiche wie auch Zuhause: Möglichst Wasser sparen, lokal, regional und saisonal einkaufen, sich über die richtige Mülltrennung informieren, Handtücher mehrfach verwenden, die Klimaanlage - wenn überhaupt - nur sparsam einsetzen, respektvoll mit der Natur umgehen und einen Beutel mit zum Einkaufen nehmen.

4. CO₂-Ausgleich

Auch wenn der Ausgleich nur die zweitbeste Lösung ist und Vermeidung und Reduktion auch beim Reisen im Vordergrund stehen sollten, ist diese Kombi immer noch besser als ein Flug ohne Kompensation. Indem du deinen Reise-Fußabdruck ausgleichst, unterstützt du globale Klimaschutzprojekte, mit denen aktiv CO₂ vor Ort der Projekte eingespart, das Leben der Menschen vor Ort gefördert und die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen unterstützt werden.

5. Die Reisedauer

Generell gilt, je länger eine Reise, desto besser. Gerade bei Fernreisen lässt sich der klimaschädliche Flug nicht vermeiden. Daher sollten solche Urlaube seltener und dafür länger stattfinden. Für Businessreisen mag dieses Konzept teilweise schwer umsetzbar sein. Deswegen sollte man sich immer fragen: Ist die Reise überhaupt notwendig oder reicht ein Online-Meeting?

Mit dem Containerschiff nach Kanada

Bei ihrer Reise hat unsere ehrenamtliche Autorin Uta Nabert einen ersten wichtigen Step des nachhaltigen Reisens umgesetzt: Statt dem Flieger ist sie mit dem Zug von Deutschland nach Asien gefahren und dann mit dem Containerschiff weiter bis nach Kanada.

Autorin und Planted Ehrenamtliche Uta Nabert

Wie es ist, zurückzukommen

Doch wie ist es eigentlich, zurückzukommen? Darüber hat die Reise-Journalistin jetzt ein Buch im Delius Klasing Verlag veröffentlicht: „Wieder da und doch nicht hier“. Ihr Honorar spendet sie an Planted. Ein Interview.

Uta, Du wirst dein Honorar an Planted spenden. Warum?

Zwei Träume habe ich mir schon erfüllt: Ich bin um die Welt gereist und ich habe ein Buch geschrieben. Mein dritter Traum war immer, einen eigenen Wald zu pflanzen. Da ich aber besser mit Buchstaben bin als mit Buchen, habe ich beschlossen, das jemandem zu überlassen, der sich auskennt.

Warum Planted?

Auf Planted bin ich durch Recherchen für die Frankfurter Rundschau gestoßen. Ich schrieb damals einen Artikel über eine junge Frau, die ganz Russland aufforsten will. In Planted sah ich das deutsche Gegenstück. Es war mir wichtig, dass der Wald in einem Land steht, indem die Besitzrechte gesichert sind, so dass er eine Chance hat, auch in hundert, zweihundert Jahren vor Rodung geschützt zu sein. Außerdem möchte ich unbedingt in der Zukunft beim Pflanzen helfen und sehen, wie dieser Wald entsteht. Bis es soweit ist, unterstütze ich Planted manchmal ehrenamtlich und schreibe Texte.

Auf der einen Seite bist du weit gereist, auf der anderen ist das schlecht für die Umwelt. Hast du Tipps für Berufspendler*innen und -reisende?

Ich denke, wir alle haben in den vergangenen zwei Jahren gesehen, dass wir zum Arbeiten und für Meetings nicht um die Welt jetten müssen. Das spart Zeit, Geld und vermeidet Stress. Nicht zuletzt schont es die Umwelt. Aus Arbeitnehmersicht kann ich sagen: Ich würde heute bei keiner Firma mehr anfangen, in der nicht mindestens zu 80 Prozent Homeoffice möglich ist. In meinem Unternehmen finden alle Meetings und Absprachen digital statt und sind äußerst effektiv.

Allen, die um Geschäftsreisen nicht herumkommen, kann ich den Zug empfehlen: Ich finde, gerade wenn man viele Stunden am Stück in der Bahn unterwegs ist, kann man super arbeiten. ICEs erlebe ich als rollende Großraumbüros. Mein Buch ist in großen Strecken im Zug entstanden.

Du spendest dein Honorar an eine Organisation, die Bäume pflanzt. Zugleich wurde dein Buch auf tote Bäume gedruckt. Problematisch?

Buch "Wieder da und doch nicht hier"

Jede Art von Produktion und Konsumption ist problematisch. Im Grunde ist die Lösung ausschließlich der Verzicht. Doch es stellt sich die Frage, ob wir ausgerechnet auf das Lesen verzichten sollten. Immerhin habe ich darauf geachtet, dass der Delius Klasing Verlag für mein Buch FSC-zertifiziertes Papier verwendet. Laut WWF wird FSC-zertifiziertes Papier aus Wäldern gewonnen, die unter anderem nach strengeren ökologischen und sozialen Prinzipien bewirtschaftet werden. Aber die Universallösung scheint das Siegel auch nicht zu sein: Greenpeace hat 2018 seine Mitgliedschaft im FSC beendet. Natürlich kann man sich auch die E-Book-Version von „Wieder da und doch nicht hier“ herunterladen. Doch um sie zu lesen, braucht es andere wertvolle Ressourcen. Am besten man kauft das Buch, liest es  und stellt es in den nächsten Bücherschrank – Stichwort Sharing Economy.

Und worum geht es jetzt in deinem Buch?

Um die Welt zu reisen ist ein Abenteuer – nach Hause zu kommen eine Herausforderung. Das erleben viele Weltenbummler, ob Backpacker*innen oder Berufsreisende. Viele, die eine gewisse Zeit im Ausland waren, erkennen nach der Heimkehr: Es dauert lange, bis man auch mental wieder angekommen ist. Bis dahin gehen Freundschaften auseinander, Partner getrennte Wege und Pläne schief. In dem Buch kommen 23 Traveller – Backpacker*innen und Berufsreisende – zu Wort, die das erlebt haben. Sie erzählen auch, wie sie mit Problemen und Konflikten umgegangen sind.

Neugierig geworden? Hier kannst du Utas Buch erhalten.


Quelle:


https://www.drv.de/newsroom/detail/klimaschutz-beim-reisen-immer-wichtiger.html