Behind the projects: Vor Ort beim Wasserkraftprojekt in Vietnam
Durch den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen verändern wir Menschen weltweit das Klima. Um das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten, ist klar, dass wir den Ausstoß von Treibhausgasemissionen vermeiden müssen. Der Fokus liegt dabei auf der Reduktion der eigenen Emissionen. Das Problem: Nicht alle Emissionen lassen sich vermeiden.
Was CO₂-Kompensation bedeutet
Mithilfe von Klimaschutzprojekten können diese unvermeidbaren Emissionen ausgeglichen werden: Denn sie tragen dazu bei, den Ausstoß von Treibhausgasen an anderer Stelle zu reduzieren oder ganz zu verhindern. Möglich machen das Projekte wie der Bau von Wind- und Solarparks, die Beschaffung von sauberen Kochöfen oder Wasserkraftwerke.
Wie genau funktioniert der CO₂-Ausgleich? Klimaschutzprojekte können oft erst durch den Verkauf von CO₂-Zertifikaten ermöglicht werden und finanzieren die Umsetzung und die Fortführung des Projektes. Der Grund ist, dass im globalen Süden nicht genügend Anreize vorhanden sind, um auf erneuerbare Energien zu setzen und es günstiger ist, mit Kohle, Öl oder Gas zum Beispiel Strom zu produzieren. Unternehmen können diese CO₂-Zertifikate in Höhe ihrer unvermeidbaren Emissionen erwerben. Dadurch sichern sie zum einen den Erhalt des Projektes und gleichen zum anderen ihre Emissionen aus.
Wie vertrauensvoll sind Klimaschutzprojekte?
Mit Planted unterstützen wir Projekte der Standards, die auch die Bundesregierung empfiehlt. Dazu gehören der Goldstandard, der Verified Carbon Standard, die United Nations sowie das deutsche MoorFutures-Projekt. Mithilfe bestimmter Kriterien stellen diese Standards sicher, dass die Klimaschutzprojekte wirken und zusätzlich sind.
Das Vertrauen in die Standards ist hoch. Dennoch haben wir uns entschlossen, eines der von uns geförderten Projekte zu besuchen. Unsere Co-Founder Cindy und Wilhelm waren im November 2022 bei dem Hydropower Projekt in Vietnam vor Ort: Ein Wasserkraftwerk, das im zentralen Hochland von Vietnam grünen Strom erzeugt und die Treibhausgasemissionen jährlich um 363.438 Tonnen CO₂ reduziert.
Ziel war es, einen Blick hinter die Kulissen zu erhalten, sich von dem positiven Wert des Projektes zu überzeugen, mit den Verantwortlichen zu sprechen und kritische Fragen zu stellen. Im Interview mit Wilhelm erfahren wir die wichtigsten Fakten zur Projektaktivität und alle Insights zum Besuch im Südosten Asiens.
Einblick in ein Klimaschutzprojekt der United Nations
Wieso war es Planted so wichtig, eines der Projekte vor Ort zu besuchen, obwohl die Bundesregierung diesen Standard bereits als vertrauenswürdig eingestuft hat?
Wilhelm: Alle Klimaschutzprojekte, die wir anbieten, unterliegen höchsten Standards. Dennoch war es uns als Anbieter wichtig, einmal hinter die Kulissen eines Projektes zu schauen und Einblicke zu erhalten, die über den bloßen Kauf der Zertifikate eben nicht möglich sind. Damit möchten wir auf der einen Seite Transparenz schaffen, auf der anderen Seite aber auch ganz klar das Vertrauen in solche Projekte stärken. Der Besuch vor Ort hat uns ermöglicht, die gesamte Projektanlage zu besichtigen und mit den Verantwortlichen in Kontakt zu treten. Auch das Stellen kritischer Fragen war dadurch möglich.
Du hast bereits angesprochen, dass auch kritische Fragen gestellt werden konnten. Haben die Projekte denn auch negative Folgen?
Wilhelm: Leider ja, und wir finden es wichtig, diese transparent zu kommunizieren. Knapp 1.800 Haushalte mussten für den Projektbau umgesiedelt werden und haben eine nach dem Gesetz vereinbarte Entschädigung erhalten. Zum Glück konnten alle Fälle letztlich ordnungsgemäß geklärt werden. Ferner wurde auch die Fischwanderung zwischen dem Stausee und dem flussabwärts gelegenen Fluss beeinträchtigt. Dafür wurde geplant, im Stauseegebiet Fische zu züchten und im stromabwärts gelegenen Bereich die Fischerei zu verbieten, um einer natürlichen Fischpopulation Raum zu geben.
Der Wald im Projektgebiet wurde schon vor dem Projektstart für die landwirtschaftliche Nutzung abgeholzt. Die Fläche rund um den Stausee umfasste nur Sekundärwald und Grasland mit Sträuchern, aber als Gegenmaßnahmen wurden hier Bäume gepflanzt.
Negative Folgen sind demnach vorhanden, aber es wird versucht, diese so gut es geht auszugleichen.
Was hat dich vor Ort am meisten beeindruckt? Gibt es etwas, das dich überrascht hat?
Wilhelm: Wir konnten richtig spüren, wie glücklich und froh die Beteiligten vor Ort darüber sind, dass das System der weltweiten CO₂-Kompensation immer mehr Früchte trägt. Dadurch entsteht eine Art sicherer Revenue-Stream, mit dem die Wahrscheinlichkeit, dass solche Projekte insgesamt funktionieren und weiter betrieben werden können, immer größer wird. Überrascht hat mich, dass letztlich nicht nur Vietnam von der sauberen Energie profitiert, sondern der Strom ins gesamte Netz in der Region eingespeist wird, sodass beispielsweise auch Laos oder Kambodscha davon profitieren.
Neben der Reduktion und Vermeidung von CO₂ als ökologischen Wert haben Klimaschutzprojekte oft auch einen sozialen Wert. Wo liegt dieser bei dem Wasserkraftprojekt?
Wilhelm: Neben den negativen Aspekten konnten wir bei diesem Projekt auch sehr viele positive Aspekte beobachten. Dazu gehört zum einen natürlich die dadurch geschaffene Stromversorgung von 144 Megawatt sauberer Energie für das Stromnetz, aber auch die Schaffung von mehr als 1.000 Jobs während der Bauphase des Projekts, sowie insgesamt 124 Festanstellungen. Dabei wurde zugleich in die lokale Infrastruktur investiert, wovon die lokale Bevölkerung ebenfalls profitiert und letztlich die verbesserte Wasserversorgung für Menschen und Pflanzen. Auch das Mikroklima hat sich verbessert und die lokale Wirtschaft wurde gefördert. Weitere Punkte sind die dadurch geschaffene Hochwasserregulierung, Bewässerungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft, das Schaffen von Grundwasserbrunnen und neuer Straßen und Brücken für eine bessere Infrastruktur.
Mit was für einem Gefühl in Bezug auf die Unterstützung von Klimaschutzprojekten hast du Vietnam verlassen?
Wilhelm: Es hat mir sehr geholfen, ein Klimaschutzprojekt der United Nations mal live erlebt zu haben und zu verstehen, wie so ein Projekt vor Ort konkret funktioniert. Oft sind diese Projekte doch sehr abstrakt und nicht wirklich greifbar. Am liebsten würde ich mehr Projekte besuchen und unseren Planted Partnern, Privatkund*innen und allen weiteren Leser*innen ebenfalls einen Blick hinter die Kulissen werfen lassen, doch leider würden wir dafür viel zu viel fliegen.
Welche Rolle spielen Klimaschutzprojekte deiner Meinung nach in Zukunft?
Wilhelm: Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Klimaschutzprojekte weiter umgesetzt werden - aber nur noch für den Ausgleich unvermeidbarer CO₂-Emissionen. Die Reduktion von Emissionen muss noch viel mehr als oberste Priorität angesehen werden. Erfolgt die Förderung von Klimaschutzprojekten dann noch zusätzlich, sind wir auf einem guten Weg. 2022 wurden mehr als eine Milliarde Euro freiwillig von Unternehmen und Privatpersonen in solche Projekte investiert, wodurch sehr viel Gutes entstehen konnte. Ich hoffe, dass wir dies um ein Vielfaches steigern können, bei gleichzeitiger und maximaler Reduktion von Emissionen. Für den Klimaschutz gibt es hier kein entweder oder, wir müssen alles probieren, was in unserer Macht steht.
Sie möchten mit Ihrem Unternehmen Emissionen reduzieren und unvermeidbare Emissionen ausgleichen bzw. aktiv Klimaschutzprojekte wie unser Wasserkraftwerk fördern? Hier können Sie sich informieren oder direkt mit unseren Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern in Kontakt treten.
Weitere Einblicke in unseren Besuch vor Ort
Über das Projekt
Bei dem Hydropower-Projekt in Vietnam handelt es sich um ein UN-Projekt, das sich an einem Stausee im Distrikt DakrLap im zentralen Hochland von Vietnam befindet. Die Projektaktivität umfasst den Bau und den Betrieb eines Wasserkraftwerks, das mit einer Gesamtleistung von 144 MW rund 639.900 MWh Strom pro Jahr produziert. Jedes Jahr können mithilfe des Kraftwerks 363.438 Tonnen CO₂ reduziert werden. Hier finden Sie den Projekteintrag bei den United Nations.